Jubilarehrung

IG Metall ehrte 52 Mitglieder für insgesamt 2.315 Jahre Treue

23.10.2017 | Northeim/Osterode. Zusammen gehören sie der IG Metall bereits 2 315 Jahre an. Grund genug die 52 Frauen und Männer für deren 70, 60, 50, 40 und 25jährige Mitgliedschaft während einer kleinen Feierstunde in der Stadthalle Osterode gebührend zu ehren.

In seiner Eröffnungsrede und anschließendem Grußwort erinnerte Manfred Zaffke, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz, daran, dass die Jubilarinnen und Jubilare aus dem Organisationsbereich der Metall- und Elektroindustrie, des Handwerkes sowie der Branche Textil und Bekleidung, der Branche Holz und Kunststoff vertreten waren. Vier von ihnen sind bereits 70 Jahre dabei. Ihnen wurde die Ehrung in ihrem Zuhause ausgesprochen. Sechs weitere Mitglieder sind auch schon 60 Jahren überzeugte Gewerkschafter und 13 ein halbes Jahrhundert, 20 von ihnen sind seit 40 Jahren dabei, neun 25 Jahre.

 

Der immerwährende Auftrag der Gewerkschaften sei es, den Menschen, die nichts anderes verkaufen können, als ihre Arbeitskraft, die Möglichkeiten zu einem besseren Leben durchzusetzen. An diesem Auftrag werde am besten erinnert, wenn langjährig Mitglieder geehrt werden, die sich dem solidarischen Gedanken verpflichtet fühlen.

 

Horst Schmitthenner, der von 1989 bis 2003 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall war, lud in seiner Festrede alle zu einer Zeitreise ein, bei denen auch Stationen des Nachdenkens nicht zu überhören waren.

 

Eingangs betonte er, dass es nicht viele Organisationen gebe, die stolz sein können auf Kolleginnen und Kollegen, die seit so vielen Jahren ihrer Gewerkschaft die Treue halten. Gerade die Älteren blickten auf ein Leben zurück, das neben Angenehmem auch Turbulenzen und politische Stürme aufzuweisen hat.

 

Die ersten traten nicht lange nach Ende des Zweiten Weltkrieges der IG Metall bei und gehören damit zur Gründergeneration.

„Ihr habt das Ende des Dritten Reiches, die Befreiung durch die

Alliierten und die Hoffnung auf einen Neuanfang erlebt.“

 

 

Wer sich vor 60 Jahren zu einem Beitritt in die IG Metall entschieden hatte, habe dies in den Aufbaujahren der alten BRD getan. Eine Lehre aus dem Faschismus war die gewerkschaftliche Forderung nach demokratischer Teilhabe der arbeitenden Menschen an Gesellschaft und Staat – und an der Wirtschaft. Leider hätten bis heute Teile des Arbeitgeberlagers nicht ihren Frieden mit der Mitbestimmung gemacht.

 

1967 sei eine Zeit gewesen, in der es wirtschaftlich rasant bergauf ging. Doch auch in der Zeit des so genannten Wirtschaftswunders hätten diejenigen profitiert, die in den Fabriken und Büros den Aufschwung erzeugten. Bereits 1964 hätten sich mehr als 350.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg an einem zweiwöchigen Streik für acht Prozent mehr Lohn und Gehalt beteiligt.

 

„Damals griffen die Arbeitgeber zum ersten Mal in der neuen Republik zum Erpressungsinstrument der Flächenaussperrung. Sie warfen 270.000 Kolleginnen und Kollegen vor die Fabriktore.“ Bei all diesen Kämpfen hätte sich aber die soziale und politische Einheitsgewerkschaft bewahrheitet.

 

Die Kolleginnen und Kollegen, die 1977 beigetreten sind, hätten schwierige Zeiten durchlebt. Denn mit dem Ölpreisschock infolge der Drosselung der Öllieferungen habe eine Periode der wirtschaftlichen Stagnation begonnen. Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und Sozialabbau hätten außerdem seit Ende der 70er Jahre immer stärker das Bild der Gesellschaft geprägt. Die IG Metall hätten aber trotz alledem viel erreicht.

 

Die letzten zu ehrenden traten zehn Jahre nach der Wende von Helmut Kohl als erstmals gesamtdeutscher, gewählter Kanzler, in die Gewerkschaft ein. „Eine Wende, die für ihn nicht so lange gedauert hätte, wäre da nicht die Vereinigung zu einem Staat 1990 gewesen.“

Seit dieser Zeit lebe und arbeite man als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in einer kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. „Denn in der Wendezeit wurde erfolgreich verhindert, dass etwas Neues entstand.“

 

Die Zeitreise ging weiter in die Jetzt-Zeit, denn dem Blick in die Vergangenheit müsse der in die Gegenwart und Zukunft folgen, so Schmitthenner. Denn verdiente Metallerinnen und Metaller ehre man nicht zuletzt dadurch, dass man sich den Aufgaben zuwendet, die heute vor uns stehen.

 

So erschütterte in das Ergebnis der Bundestagswahl, es mache ihn auch wütend. Denn da schaffte eine Partei den Einzug in den Bundestag, die noch am Wahlabend zugeben muss, keine Vorstellungen zur Situation der Rente und notwendigen Weiterentwicklung zu haben, sondern sich ein Rentenkonzept erst noch erarbeiten muss. Dafür vertrete sie aber umso mehr nationalistische, rassistische Fremden- und Frauenfeindliche Parolen sowie Demokratie- und Europafeindliche Positionen. Es dürfe aber auf der Flamme von Bürgerwut und Zukunftsängsten keine braune Suppe gekocht werden. „Wer das tut, der meint es nicht gut mit seinem Land!“

 

Hetze gegen Minderheiten helfe nicht gegen Ungerechtigkeit.

Hier sei Widerstand angesagt. „Wir stehen für Toleranz und soziale Demokratie, in der Menschenwürde keine leere Phrase ist. Wir wollen mehr soziale Gerechtigkeit. Wir wollen Sicherheit und Perspektiven – für alle! Für Deutsche und Nicht-Deutsche, für Arbeitslose und Flüchtende!“

 

Bei der anschließenden Ehrung legte auch der magische Mister LU  traditionsgemäß real Hand mit an. Danach entführte er, der zum Urgestein der Ehrungsfeiern der IG Metall gehört, zusammen mit seiner zauberhaften Anke alle in die Welt der Illusion. (Bericht: Petra Bordfeld)

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