11.05.2021 | Zwischen dem Fachverband Sanitär-, Heizung-, Klima- und Klempnertechnik sowie der IG Metall konnte in der dritten Verhandlung Ende April ein tragfähiges Ergebnis für die knapp 19.000 Beschäftigten in den circa 2200 Betrieben in Niedersachsen erzielt werden: Ab dem 01.09.2021 steigen die Löhne und Gehältern um 2,3 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen steigen leicht überproportional.
Außerdem erhalten alle Beschäftigten mit der Maiabrechnung 2021 eine steuerfreie Corona-Beihilfe in Höhe von 300 Euro gezahlt, Teilzeitkräfte anteilig. Auszubildende erhalten 100 Euro. Der Tarifabschluss hat eine Laufzeit bis zum 30.09.2022.
Beide Tarifparteien haben ihre Positionen in den Verhandlungen deutlich, aber fair vertreten. Am Ende konnte nach mehreren Verhandlungstagen ein tragfähiges Ergebnis erzielt werden, was den Mehrbelastungen der Beschäftigten in der Branche zu Corona-Zeiten Rechnung trägt. Das Sanitär- und Heizungshandwerk in Niedersachsen gehört zu den systemrelevanten Betrieben und die Kolleginnen und Kollegen halten unsere Infrastruktur auch unter schwierigen Pandemie-Bedingungen am Laufen. Homeoffice und Abstandsregeln sind häufig unmöglich.
Bereits mit der Mai-Abrechnung erhalten die Beschäftigten daher eine Netto Corona-Beihilfe in Höhe von 300 Euro, Teilzeitkräfte anteilig. Auszubildende erhalten 100 Euro. Hat ein Beschäftigter in der Vergangenheit bereits eine Corona-Beihilfe in Höhe der Steuerfreigrenze von 1500 Euro individuell erhalten, kann die Mai-Zahlung damit verrechnet werden. Zum 01.09.2021 steigen die Löhne und Gehälter dann um 2,3 Prozent tabellenwirksam an. Die Ausbildungsvergütungen steigen zeitgleich auf bis zu 1005 Euro im vierten Ausbildungsjahr.
Außerdem führen die Tarifparteien in der zweiten Jahreshälfte weitere Gespräche zum Thema Fahrtzeiten und zur Verbesserung der Ausbildung.
„Die steuerfreie Corona-Beihilfe und die 2,3 Prozent Lohnerhöhung bedeuten ein spürbares Plus im Geldbeutel der Beschäftigten und ist die Anerkennung für die Leistung unter den erschwerten Bedingungen in Corona-Zeiten. Das haben die Kolleginnen und Kollegen sich verdient! Die zukünftigen Gespräche zu Fahrtzeiten und der Zukunftsdialog zum Thema Ausbildung sind zwei Meilensteine, die es nun heißt erfolgreich umzusetzen. Dafür sind wir aber auf die Unterstützung aus den Betrieben angewiesen. Nur durch eine starke IG Metall vor Ort, können wir auch starke Tarifabschlüsse erzielen“, so Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall.
Laut Manteltarifvertrag können aktuell bis zu 2 Stunden pro Woche der Fahrtzeiten zur Baustelle und zurück unbezahlt bleiben. Eine Umfrage unter den Beschäftigten der Branche ergab sogar, dass viele Kolleginnen und Kollegen ihre Fahrtzeiten gar nicht bezahlt bekommen. „Das ist eine lange bestehende Gerechtigkeitslücke, die endlich geschlossen werden muss. Dass die Arbeitgeber sich nun bereit erklärt haben, nach den Sommerferien mit uns in eine Technische Kommission zur Lösung dieser Lücke einzutreten, ist nur durch den Rückenwind der Beschäftigten aus den Betrieben möglich gewesen“, so Wente weiter. Mehr als erwartet haben sich die Beschäftigten an der Umfrage beteiligt: „Das war der Anstoß, der den Arbeitgebern gezeigt hat, dass ihre Mannschaft mit den aktuellen Bedingungen nicht zufrieden ist. Der Eintritt in die Gespräche dazu zeigt: Beteiligung lohnt sich! Und je mehr Beschäftigte sich zu diesem Thema engagieren und Mitglied der IG Metall werden, umso besser fällt ein mögliches Ergebnis aus“, schätzt Wente das Thema Fahrtzeiten ein.
In der zweiten Jahreshälfte 2021 werden sich die Tarifpartner außerdem mit der Zukunftsfähigkeit der Branche beschäftigten: Insbesondere stehen die Themen Einstiegsqualifizierung, Duales Studium und die Übernahme der Auszubildenden auf dem Themenplan. „Die Tarifpartner sind sich einig, dass in diesen Bereichen dringender Handlungsbedarf besteht, um die Branche zukunftssicher aufzustellen. Diese Herausforderung nehmen wir gemeinsam an“, so Wente zur aktuellen Ausbildungssituation. Derzeit gibt es mehr offene Ausbildungsplätze in der Branche, als dass es Bewerber gibt. Die Ausbildung zum Anlagenmechaniker muss attraktiver werden, wenn man den Fachkräftebedarf der Zukunft erfolgreich meistern will. Schon heute gehört der Berufsstand zu einem raren Gut: 225 Tage ist eine offene Stelle im Durchschnitt unbesetzt.
„Diesen Mangel merken nicht nur die Kunden, durch immer längere Wartezeiten für ihre Aufträge. Den Betrieben wird es in Zukunft zunehmend schwerfallen, den demografischen Wandel zu meistern“, schätzt Wente die Handlungsnotwendigkeit ein.
(Presseinformation des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt)